Aus der Reihe »Melifera«
Auszüge aus einer Ausstellung im Goethe-Institut Thessaloniki im Jahre 2009

Was wird die Zukunft bringen?

Am Abend der Ausstellungseröffnung tritt der Besucher in den Kosmos der Bienen ein: Ein Duft von Wachs in der Luft, die Wärme der Kerzen, an den Wänden die goldenen und braunbeigen Töne der Biene-Werke und über allem das tiefe Brummen der Insekten. Die Galerie des Goethe-Instituts Thessaloniki ist zum Bienenstock geworden. Bereits der Titel der Ausstellung, »Tι μέλλει γενέσθαι« (Altgr.: »Was wird die Zukunft bringen«), ist ein Wortspiel, das dazu einlädt, sich auf einen Vergleich der Bienen-Gesellschaft mit der menschlichen Gesellschaft einzulassen.

Tsortanidis, der seine eigene Bienenzucht betreibt, will mit seiner Arbeit über die Bienen das Interesse wecken, aus den Gesellschaftsformen der Insekten zu lernen. Eine Biene nimmt während ihres zirka fünfwöchigen Daseins verschiederne Positionen ein. Sie muss erst richtig »schuften«, d.h. als Arbeiterin für die Sauberkeit sorgen, später darf sie die Eier hüten und sich um die Aufzucht kümmern. Erst im Alter wird sie damit belohnt, als Sammlerin in den Genuss des Nektars zu kommen.

Er hat an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln studiert und dort als Maler und Grafiker gearbeitet. Beeinflusst durch die moderne Kunst und insbesondere durch Joseph Beuys findet er, zurück in Thessaloniki, die Möglichkeit, in seiner Arbeit »thematisch griechisch zu bleiben«. Er widmet sich intensiv der Bienenzucht, die in Griechenland bereits seit der Antike betrieben wird, und studiert das Verhalten der Tiere. Schon bald stellt er fest, wie hochkomplex die Struktur der Bienengesellschaft ist.

Inspiriert durch die Bienen bedient sich der Künstler in erster Linie organischer Stoffe: Wachs, Honig, Öle, Waben und anderer. Er malt hauptsächlich auf saugfähigem Papier, welches die Durchdringung der Fette erlaubt. So ergeben sich autarke Formen, die in einem langwierigen Prozess dem Bilde eine Aura der sanfte Energie und des stillen Lebens verleihen.